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Gemeinde Kupferzell

10 deutsche Soldaten gefallen

Am 15.4.1945 sind in Westernach zehn deutsche Soldaten gefallen. Von fünf Soldaten heißt es, sie seien "bei" Westernach gefallen. Sie wurden alle in einem Sammelgrab auf dem Westernacher Friedhof begraben. In der Chronik von Ortsvorsteher Karl Ludwig heißt es: "Es haben 14 deutsche Soldaten bei der Einnahme von Westernach ihr Leben lassen müssen. Dieselben haben wir an dem darauf folgenden Tag [16.4.] am hiesigen Friedhof in ein gemeinsames Grab zur ewigen Ruhe gebettet. Ein weiterer Soldat wurde nach drei Wochen im Gebüsch am Friedrichsberg tot aufgefunden. Auch er wurde zu den anderen Kameraden im hiesigen Friedhof gelegt". In einem Schriftstück im Gemeindearchiv heißt es: "Laut Angaben des Totengräbers Heinrich Göhler in Westernach wurden die Soldaten ohne Särge bestattet. Das Massengrab umfasst 15 qm".

Die Angehörigen der Gefallenen wurden, sobald die Post wieder ging, benachrichtigt. Mancher Schriftverkehr hat sich im Gemeindearchiv erhalten. So existiert ein Schreiben der Liesel Hilgert von Donaueschingen vom 14.1.1946: "Mein Mann, Oberfeldwebel Karl Hilgert, geb. 9.2.1914, ist am 15.4.1945 in Westernach gefallen. Ich gestatte mir, bei Ihnen anzufragen, ob bei Ihnen irgendetwas über den Verbleib meines Mannes bekannt ist". Der damals kommissarische Bürgermeister Walter Grotz antwortete am 11.2.1946: „In Beantwortung Ihres Briefes teile ich Ihnen mit, dass Ihr Mann, Oberfeldwebel Karl Hilgart, am 15.4.1945 am Ortsrand von Westernach fiel und auf dem Gemeindefriedhof in einem Sammelgrab mit anderen Kameraden zusammen beerdigt wurde". Dann existiert ein Schreiben des Bürgermeisters von Westernach vom 31.5.1945 an Hilde Bauer in Ottendorf: "Ich habe die traurige Pflicht, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Mann, der R.U.B. Ernst Bauer, geb. am 27.12.1906, bei dem Kampf um Westernach am 15.4.1945 am Ortseingang gefallen ist. Er war sofort tot. Er wurde mit noch vierzehn weiteren Kameraden mit allen militärischen Ehren auf dem Friedhof in Westernach beigesetzt. Seine Sachen, die er bei sich hatte, haben ihm amerikanische Soldaten abgenommen". 

Am 1.3.1946 schrieb Frau Käthe Kastner aus Forth an das Bürgermeisteramt: "Von Herrn Stadtpfarrer in Waldenburg erhielt ich vor einigen Tagen die schmerzliche Nachricht, dass mein Mann Johannes Kastner bei den schweren Kämpfen, die sich Mitte April des vorigen Jahres dort abgespielt haben, am 15.4.1945 gefallen sei und auf dem Friedhof in Westernach seine letzte Ruhestätte gefunden habe". Die Antwort vom 12.3.1946 lautete: "Wie Herr Stadtpfarrer Haen bereits an Sie geschrieben hat, ist Ihr lieber Mann am 15.4.1945 mit 14 weiteren Kameraden hier am Ortseingang gefallen. Er hatte einen Kopfschuss und muss sofort tot gewesen sein. Die Kämpfe waren am Sonntag gegen Mittag. Die Toten wurden auf Anordnung der amerikanischen Besatzung von Westernach am Dienstag geborgen und auf dem Friedhof hier beigesetzt. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass von Ihrem Mann keine Nachlasssachen hier sind. Die gefallenen Soldaten hatten bei der Bergung und Beisetzung nichts mehr bei sich". Vom 25.4.1946 existiert ein Schreiben der Ortskrankenkasse Grevenbroich an das Bürgermeisteramt: "Am 15.4.1945 soll in Westernach der Obergefreite Jakob Sandkaul mit noch weiteren 14 Kameraden gefallen sein. Die Beisetzung des Sandkaul soll auf dem Friedhof in Westernach in einem Sammelgrab stattgefunden haben. Wegen Auszahlung des Sterbegeldes an die Ehefrau bitte ich um gefällige Mitteilung, ob dort bekannt ist, dass Sandkaul tatsächlich gefallen ist".

Bei Bauersbach war am 16.4.1945 der deutsche Soldat Helmut Karl Martin gestorben. In einer Aktennotiz des damaligen Bürgermeisteramtes vom 18.02.1948 heißt es: "In der Gemeinde Westernach auf Markung Bauersbach befindet sich ein Soldatengrab. In diesem in beigesetzt Helmut Kurt Martin, Gefreiter, geb. 01.09.1913, gefallen am 16.04.1945 bei Bauersbach, beigesetzt am 17.04.1945. Das Feldgrab befindet sich am Ortsausgang Bauersbach rechts der Strasse nach Eschental. Das Grab wird durch Ortseinwohner von Bauersbach gepflegt". 1948 wurde dieser Soldat exhumiert und in das Soldatengrab auf dem Westernacher Friedhof umgebettet.

Ebenfalls am 16.04.1945 war in Beltersrot der deutsche Soldat Karl Retzer gestorben und auf dem dortigen Friedhof begraben worden. Im Beltersroter Totengräberregister ist dieses Grab nicht verzeichnet. In einem Schreiben des Bürgermeisters an den Volksbund vom 06.11.1952 heißt es: „Durch Zufall konnte ich in Erfahrung bringen, dass in dem benachbarten Teilort Beltersrot auch noch ein Deutscher Soldat im Friedhof des Orts beerdigt ist. Das Grab wurde bisher von den Einwohnern gepflegt, befindet sich jedoch nicht in bestem Zustand. Es erhebt sich jedoch nun die Frage, ob man im Zuge der Ausgestaltung des Sammelgrabs in Westernach diesen Soldaten nicht umbetten soll. Andererseits sind allerdings Bestrebungen vorhanden (vor allem von Seiten der Bevölkerung Beltersrot), das Grab im Friedhof in Beltersrot zu belassen“. Karl Retzer wurde wohl 1953 nach Westernach in das Sammelgrab umgebettet. Im Gemeinderatsprotokoll vom 19.01.1953 heißt es: "Der beauftragte Architekt des Volksbundes bittet um Stellungsnahme zu der Frage, ob der im Friedhof Beltersrot bestattete deutsche Soldat in das Kameradengrab im Friedhof Westernach umgebettet werden soll. Es handelt sich um den Soldaten Karl Retzer, geb. 30.11.1927, gefallen am 16.04.1945 in Beltersrot. Der Gemeinderat teilt die Meinung des Volksbundes, dass eine Umbettung in das Kameradengrab Westernach vor Fertigstellung der Grabanlage notwendig ist. Es wird deshalb vom Gemeinderat einstimmig beschlossen, den Volksbund zu bitten, die Umbettung vor Beginn der Arbeiten am Kameradengrab vorzunehmen".

1953 begann die Firma Lichtenberger aus Füssen damit, für eine Gedenktafel Daten für eine Zusammenstellung der Gefallenen und Vermissten zu sammeln.

Nach Durchsicht aller noch vorhandenen Unterlagen handelt es sich bei den im Soldatengrab von Westernach bestatten Soldaten um folgende Personen:

  1. Bauer, Ernst, Gefreiter, geb. 27.12.1906, gefallen 15.4.1945
  2. Heck, Heinrich, Gefreiter, geb. 9.5.1910, gefallen 15.4.1945
  3. Hilgert, Karl, Oberfeldwebel, geb. 9.2.1914, gefallen 15.4.1945
  4. Hübner, Hermann, Obergefreiter, geb. 14.7.1910, gefallen 15.4.1945 in Westernach
  5. Jungert, Emil, Grenadier, geb. 11.11.1927, gefallen 15.4.1945
  6. Kastner, Johannes, Unteroffizier, geb. 26.5.1909, gefallen 15.4.1945
  7. Magerl, Walter, Grenadier, geb. 20.11.1927, gefallen 15.4.1945
  8. Martin, Helmut Karl, Gefreiter, geb. 1.9.1913, gefallen 16.4.1945 bei Bauersbach, beigesetzt am 17.4.1945 am Ortsrand von Bauersbach, umgebettet am 30.11.1948
  9. Michalsky, Erich, Obergefreiter, geb. 24.4.1923, gefallen 15.4.1945
  10. Polednik, Josef, Grenadier, geb. 21.3.1915, gefallen 15.4.1945
  11. Reinhold, Alfred, Gefreiter, geb. 17.11.1925, gefallen 15.4.1945
  12. Retzer, Karl, Grenadier, geb. 30.11.1927, gefallen 16.4.1945 in Beltersrot, beigesetzt am 16.4.1945 im Friedhof Beltersrot, 1953 umgebettet
  13. Sandkaul, Jakob, Obergefreiter, geb. 19.6.1909, gefallen 15.4.1945
  14. Tokarz, Robert August, Grenadier, geb. 30.7.1927, gefallen 15.4.1945
  15. Wilt, Bernhard, Gefreiter, geb. 10.4.1914, gefallen 15.4.1945
  16. Zielinski, Heinrich, Grenadier, geb. 22.7.1908, gefallen 15.4.1945
  17. unbekannter Soldat (gefunden im Gebüsch am Friedrichsberg)

Ebenfalls 1948 wurde auch ein russischer Zivilist umgebettet, der in Bauersbach begraben war. Im Umbettungsbericht heißt es: "Am 30.11.1948 habe ich die Exhumierung, Identifizierung und Umbettung des ausländischen Zivilisten Anton Jwanienko, Tatar (Russe), geb. 13.9.1922, gef. 15.4.1945 in Bauersbach, im Hofe des Landwirts Leonhard Schnell, zwischen Pferdestall und Wohnhaustreppe, vorgenommen. Der Vorgenannte ist infolge eines Beschusses von Bauersbach gefallen und war zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Dieser ausländische Zivilist wurde am gleichen Tage nach dem Gemeindefriedhof in Westernach umgebettet. Das Kreuz, auf dem Geburtstag und Todestag verzeichnet war, außerdem das Wort "ZMARDN" wurde wieder auf das Grab des Gefallenen auf dem Gemeindefriedhof in Westernach gestell". Anton Iwanienko erhielt ein Einzelgrab auf dem Westernacher Friedhof.

Viele Jahre nach dem Krieg wurde immer noch nach verschollenen Soldaten bei Westernach gesucht. In einem Schreiben der Gemeinde vom 29.12.1952 heißt es: „Nach unseren Feststellungen befindet sich kein Manfred Ott am Wegrand der alten Strasse 600 m nordöstlich von Westernach in einem Feldgrab“. Am 15.3.1960 stellte der Volksbund folgende Anfrage: „Nach einer uns vorliegenden Meldung soll sich in einem Waldstück zwischen Westernach und Bauersbach [es gibt kein Waldstück!] die Ruhestätte eines unbekannten deutschen Soldaten befinden, der im April 1945 daselbst bestattet worden ist". Die Gemeindeverwaltung musste mitteilen, dass kein weiteres Soldatengrab zu finden sei.

Als man 1964 ein neues Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege erstellte wurde das Soldatengrab von 1953, in dem die in Westernach gefallenen Soldaten von 1945 liegen, in die Anlage mit einbezogen. In einem Schreiben der Gemeinde an das Landratsamt vom 18.12.1963 heißt es: "Wie aus dem Plan ersichtlich, soll links und rechts ein Gedenkstein den Abschluss der Hecke bilden und im Wege dieser Maßnahme ist auch an eine Neueinfassung und Neubepflanzung der Kriegsgräber gedacht". Die neue Gedenkstätte wurde am Volkstrauertag 15.11.1964 eingeweiht. In dieser Form existieren Kriegerdenkmale und Kriegsgräber noch heute auf dem Friedhof in Westernach. Das Grab des russischen Zivilisten Anton Iwanienko ist nicht mehr vorhanden.

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